Öl — GOLDENER SAFT DEINES MOTORHERZENS Teil 1

Eines der wichtigsten und häufigsten (Streit)-Themen ist sicher der goldene Saft, der durch die Adern unseres Motorenherzes strömt. Aber streitet Euch nicht. Seid nett. Und lasst es Euch von einem erklären, der sich auskennt: Unserm Michl …

Gesammelt in einem Sumpf. Ob unter, innerhalb, oder außerhalb des eigentlichen Aggregates, wird das Schmiermittel in aller Regel von der Ölpumpe zu den beanspruchten Lagerstellen an Kurbelwelle, Pleuel, Zylinderwände und Nockenwelle inklusive Ventiltrieb befördert. Das ganze geschieht unter einem Druck von mehreren Bar. Hoffentlich. Bei alten, wenig gewarteten, ausgereckten Verbrennern sinkt dieser im warmen Zustand gerne mal ganz schön ab, spätestens wenn an der Ampel die Lampe angeht, ist wirklich Gefahr im Verzug. Schuld am Verlust des Öldruckes kann vieles sein, in der Regel sind aber die Lagerspiele irgendwann so groß geworden, dass die Pumpe keinen ordentlichen Dienst mehr versehen kann.

Zu lange sollte man anschließend mit der genauen Ursachendiagnose nicht warten, die am weitesten von der Ölpumpe entfernten Lagerstellen verzeihen den Wartungsstau nicht allzu lange. Doch Vorsicht: Bevor alle schlafenden Hunde des nächstens herausgeklingelt werden, überprüft besser die tadellose Funktion eures Öldruckgebers. Nicht erst einmal wurde eine aufwändige und teure Motorrevision vollzogen, um dann herauszufinden, dass nur der gegen Masse geschaltete Drucksensor sich sporadisch in die ewigen Jagdgründe vertschüsste. Der Fachmann misst den Fluiddruck im kalten und warmen Zustand mit einem externen Messgerät, welches über jeden Zweifel erhaben ist, bevor er einen neuen Hauptlagersatz bestellt.

Doch nun zum Quell aller Schmierung: Das Motoröl. Der heilige Gral. Gewonnen aus Rohöl, gereinigt, raffiniert, oft gefärbt, mit sagenumwobenen Additiven versetzt. In immer mehr durchdesignter Verpackung mit „nicem“ Etikett im Regal stehend. Pro Verpackungseinheit meist teurer als das beste steirische Kernöl. Racing, Racing plus, Megaracing. Rossi Edition. Die Superlative gehen so weit, dass Otto Normalbiker beim Kauf einer Flasche, gefüllt mit schnödem Kohlenstoff und Wasserstoff, zu tiefst verunsichert ist, und den Exitus des Hubkolbenmotors bereits nach der nächsten Kurve wähnt, sollte nicht das neueste hydrogecrackte HC Synthese Öl eingefüllt worden sein.

Doch – gerade für ältere Maschinen – ist oft das Gegenteil der Fall. Es ist eigentlich ganz einfach: Moderne Schmierstoffe für moderne Motoren, herkömmliche, quasi unlegierte Öle, für alte Motoren. Und für ausgereckte Kolbenringe, Zylinderlaufbuchsen und Lagerstellen sowieso. Du versuchst ja auch nicht Windows 10 auf deinem alten 486er zu installieren. (Jetzt sollte es aber auch wirklich JEDER verstanden haben, auch die mit der dicken Brille). So weit, so gut. Teil 2 folgt!