TITAN “STUNNIN’ SIGRID” | BMW R90/6

Scheunenfunde sind oft der Auslöser für ganz besondere Projekte. Genau das ist auch bei diesem Projekt der Fall …

In einem österreichischen gebrauchten Internetportal wurde in Einzelteilen ein R90/6 angeboten. Okay, ein paar Teile einer R90/6. Das Bike war überhaupt nicht komplett. Jedenfalls musste ich dorthin gehen und nach dem Motor suchen – zumindest, da die 2 Ventil-Motoren hier selten werden. Als mir der sympathische Rentner in seiner Tischlerei − mitten im Nirgendwo − Rahmen, Gabel, Motor und ein paar Kleinteile zeigte, war klar, dass ich (Michl) nur beladen nach Hause fahren würde. In den folgenden Tagen habe ich überlegt, ob ich die Teile bei eBay weiterverkaufen sollte. Um ein paar Hundert zu verdienen. Oder viele Hunderte mehr investieren, um es wieder zu einem fahrbaren Motorrad zu machen. Ich entschied mich für zweiteres, organisierte eine große Anzahl fehlender Teile in den letzten Weihnachtsferien und startete eine Motorrevision. Im Keller. Von meinem Haus. Ohne die Öffentlichkeit sozusagen. Aber wenn ein Mann während der Woche hart bei TITAN arbeitet, hat er in seiner Freizeit das Recht auf ein adäquates Hobby – oder ?!

Im Laufe der Monate kamen Dinge zusammen, die zusammen gehörten. Wir hatten ein paar Teile von anderen BMW-Maschinen in unseren Werksregalen, aber die meisten Wartungs- und Reparaturteile stammten von einem örtlichen BMW-Händler. Gut, dass die deutsche Ersatzteilversorgung auch bei 70er-Maschinen fast zu 100% funktioniert. Ich hatte ein 20er-Jahre-Panzer-Konzept vor Augen, etwa ein Museumsstück oder Rennräder aus der Vorkriegsliteratur. Natürlich war der reine Stil des 3. Jahrhunderts aufgrund des hohen Rahmenbalkens des BMW nicht wirklich machbar, aber es musste ein ähnlicher Stil sein. Da hatte ich das Glück, meine Arme um einen – später stark modifizierten – alten Zinntank aus den 30er Jahren zu legen, der kunstvoll im BSA-Look gestaltet wurde. Der Sattel, das heißt die Eisenunterkonstruktion wurde direkt auf den Tank geschweißt, und die ursprünglichen Halterahmen tragen die Last des Fahrers. Dies machte es möglich, dass ich den wertvollen R90-Rahmen nicht schneiden musste – übrigens auch für Beifahrer homologiert.

Das eigentliche Highlight dieses BMW ist der Sattel. Die Außen- und Innenkonturen wurden im Stil der Jugendstil-Stühle von Thonet entworfen und gefertigt. Die Außen- und Innenkonturen wurden aus einer 50 mm dicken Eichenplatte geschnitten, mit einer Nut gefräst und anschließend mit Original “Wiener Geflecht” für den echten österreichischen Kaffeehaus-Racer-Look interpretiert. In der Tat (und ehrlich!) es ist so bequem, wie es aussieht. Pünktlich zum Club of Newchurch Festival 2018 wurde “Stunnin’ Sigrid” hier in Österreich fertiggestellt. Die Besucher wurden sofort von diesem ungewöhnlichen R2V Beemer angezogen.

Raus aus dem Keller. Rauf auf den privaten Hänger. Ab nach Newchurch 2018. In der Kategorie ‘Professional’ gewann das Motorrad den ‘Best of Show Award’. Wir fühlen uns geehrt und sind froh. (Auch TITAN. Danke Michl!)